Die Reporterin Carmen reist mit ihrem Freund und Fotografen Marcus und der Praktikantin Sara nach Polen in ein kleines Dorf, in dem bereits mehrere Menschen spurlos verschwunden sind. Als wieder ein junger amerikanischer Rucksacktourist vermisst wird, nehmen die drei Nachforschungen auf und finden heraus, dass die Dorfbewohner scheinbar eine heidnische Waldgottheit anbeten. Als die beiden Frauen in den Bann des Dämon geraten, muss Marcus versuchen, sie vor den grausamen Ritualen der Dorfbewohner zu retten. Er wird jedoch gezwungen, sein eigenes Grab zu schaufeln…
Bei der Masse an Horrorfilmen, die den DVD-/BluRay-Markt jede Woche überschwemmen, kann es schnell passieren, dass man kleine Perlen übersieht und sich stattdessen den xten 08/15-Slasher reinzieht und hinterher fragt, warum man seine Zeit damit verschwendet hat. Die Perlen übersieht man auch leicht, wenn man sich auf die größeren Hollywood-Produktionen konzentriert und kleinen Independent-Filmen keine Chance gibt. So ist „The Shrine“ von Regisseur Jon Knautz („Jack Brooke – Monster Slayer“) weitgehend unbeachtet geblieben und nur bei Horror-Alles-Guckern angekommen.
Schade, denn „The Shrine“ ist wirklich ein – in seiner Budgetklasse – gelungener Horrorfilm für zwischendurch, der nichts falsch, aber vieles richtig macht. Man sieht ihm an, dass er mit wenig Geld entstanden ist, aber aus dem vorhandenen Budget hat Knautz das Beste herausgeholt. Mit kleiner Besetzung wird hier ein zitatefreudiger Mix aus Okkult- und Dämonenhorror geboten, der überraschend blutig und atmosphärisch geworden ist und ohne nervigen Humor, Lovestory oder allzuviel Trash auskommt. Dazu gibt es hier und da auch noch eine Prise modernen Japan-Grusel, was aber auf wenige Szenen beschränkt bleibt.
Natürlich sollte man keine filmischen Großtaten erwarten. Die weithin unbekannten Darsteller bieten ordentliche, aber niemals preiswürdige Leistungen, die Story ist nie überraschend, bis auf den kleinen Plottwist eine Viertelstunde vor dem Ende. Mit knapp über 80 Minuten Laufzeit hat „The Shrine“ auch keine Überlänge, so dass das Tempo recht hoch ist und keine Langeweile aufkommt. Obwohl der Film insgesamt im Videolook daherkommt, sieht die Optik insgesamt für einen recht kleinen Independentfilm recht gut aus.
Leider ist die deutsche Synchronisation etwas billig geraten, nicht schlecht zwar, aber auch weit weg von anderen Filmen. Sparen konnte man bei der Synchro zudem, indem man die polnischen Dialoge – der Film wurde wohl überwiegend in Polen gedreht und spielt ja auch dort – nicht übersetzt und auch nicht untertitelt hat. Das ist eigentlich sogar ein ganz gelungener Kniff, denn so ahnt man nur, was die Dorfbewohner miteinander reden und als Zuschauer weiß man nicht mehr, als die Figuren im Film. Das steigert den Bedrohungsgrad deutlich. Das gesparte Geld hätte man aber eben in eine qualitativ bessere Rest-Synchro stecken sollen.
Sicher ist es übertrieben, dass „The Shrine“ „einer der besten und originellsten Horrorfilme der jüngsten Zeit“ ist (Covertext), sondern eben „nur“ ein unterhaltsamer Film für zwischendurch. Ein bisschen „Tanz Der Teufel“, etwas „Das Exorzist“ und ein Schuss „The Wicker Man“, dazu einige ziemlich gorige Effekte und leider eher miese Masken heben den Film weit über Amateurniveau hinaus. Vielleicht wäre eine Spur mehr Trash – inklusive einiger zusätzlicher nackter Tatsachen – sogar noch unterhaltsamer gewesen.
Die deutsche Blu Ray kommt in ungeschnittener „FSK ab 18“-Fassung – was schon ein bisschen überrascht – bei Ion New Media. Die Bildqualität ist recht gut und der deutsche und englische Ton sind ebenfalls solide. Untertitel gibt es nicht und als Bonus gibt es lediglich den Trailer zum Film. Unverzeihlicherweise hat das Label es nicht einmal für nötig gehalten, ein Wendecover ohne FSK-Logo zu spendieren. Mit einer insgesamt etwas wertigeren, liebevolleren Aufmachung, etwas Werbung und besserer deutscher Synchronisation hätte man „The Shrine“ vielleicht sogar zu einem größeren Erfolg machen können. So bleibt der interessierte Zuschauer aber eben darauf angewiesen, den Film zufällig zu entdecken. (A.P.)
|